4500 Einwohner gibt es in Suderburg und 1500 Studierende. Die niedersächsische Kleinstadt ist Standort der Fakultät „Bauwasserboden” der Ostfalia Hochschule. Und: Der Campus ist seit 2021 eines unserer Wasser-Quartiere. Leitungswasser zu trinken, müsste hier selbstverständlich sein. Das Institut für Nachhaltige Bewässerung und Wasserwirtschaft im ländlichen Raum ist bereits als leitungswasserfreundlich ausgezeichnet – der gesamte Standort noch nicht. Institutsleiter Prof. Dr.Ing. Klaus Röttcher erläutert im Interview den aktuellen Stand und die weiteren Pläne.
F: Leitungswasser zu trinken klingt erstmal nach einer einfachen Idee. Was hindert die Hochschulmitarbeiter*innen bisher daran, einfach den Wasserhahn aufzudrehen und ein Glas drunter zu halten oder für Veranstaltungen eine Karaffe zu nutzen?
A: Für Veranstaltungen sind nicht genügend Karaffen vorhanden. Das Wissen, wo die vorhandenen zu bekommen sind, fehlt. Das Bewusstsein, dass das für uns ein Thema ist, fehlt.
Es bestehen zum Teil Bedenken, dass das Wasser einwandfrei ist, wegen der Trübung durch Eisenocker. Wir planen daher einen Begrüßungsbrief für neue Mitarbeiter (Postkarte für neue Studierende) mit der Info „Wir sind Wasser-Quartier”, was das bedeutet und wie man mitmachen kann. Außerdem werden wir mehr Karaffen anschaffen. Es wurden Wasseruntersuchungen an Zapfstellen durchgeführt, aber die Ergebnisse sind noch nicht veröffentlicht. Auch eine Untersuchung auf Bakterien steht noch aus.
F: Welche Maßnahmen werden derzeit umgesetzt? Was muss passieren, um die gesamte Hochschule mitzunehmen?
A: Die Beschilderung für das Wasser-Quartier und den Trinkbrunnen sind vorhanden. Die Hochschule hat auf unsere Initiative eine Trinkflasche ins Merchandising-Sortiment aufgenommen. Am 1.12. ist eine Aktion mit Studierenden geplant, um für das Thema Interesse zu wecken und um über Hinderungsgründe zu sprechen. Außerdem werden die Ergebnisse der Wasseruntersuchungen gezeigt. Wenn Studierende am Standort überzeugt sind, dann wollen wir uns a) in das ganze Dorf den ganzen Landkreis ausdehnen und b) die anderen Standorte der Ostfalia einladen mit zu machen.
F: Eine Hochschule könnte durch den Verzicht auf Flaschenwasser den CO₂-Fußabdruck reduzieren, Lagerkapazitäten und Kosten einsparen. Sind das relevante Anreize, um das in Angriff zu nehmen?
A: Nein, der CO₂-Fußabdruck ist bisher nur innerhalb der Nachhaltigkeits-AG der Hochschule ein Thema. Es wird gerade versucht, eine permanente Stelle für Nachhaltigkeit in der Hochschule zu schaffen. Lagerkapazitäten sind kein Thema. Zum einen haben wir genug Platz und zum anderen wird nur für Veranstaltungen eingekauft. Kosten hingegen sind ein Thema, weil die Verpflegung in einigen Zusammenhängen nicht abgerechnet werden kann. Unser Erziehungsauftrag ist es, das Thema „Flaschenwasser – Leitungswasser“ als Einstieg zu nutzen, um über Konsumgewohnheiten und antrainierte Bequemlichkeit nachzudenken.
F: Gibt es an der Hochschule ein Nachhaltigkeitskonzept? Ist Leitungswasser bereits Teil davon?
A: Nein, ein ganzheitliches Nachhaltigkeitskonzept gibt es nicht, aber es gibt in einigen Bereichen, insbesondere Energie, Aktivitäten und Austausch mit anderen Hochschulen und Verwaltungen. Leitungswasser oder Regenwasser zur Spülung der Toiletten ist dabei kein Thema, wenn ich es nicht anspreche. Es gibt an anderen Hochschulen entsprechende Konzepte, aber auch dort in der Regel ohne Wasserthemen.