Tap Talk #4

Die Zukunft der Wasserqualität

Bei der vierten Ausgabe unseres Tap Talks haben wir uns mit der Frage beschäftigt: 

Wie sieht die Zukunft unserer (Trink-)Wasserqualität aus?

Denn: Wir haben das große Glück, in Deutschland Trinkwasser von höchster Qualität zu haben. Und das müssen wir schützen! Aktuell in der Diskussion bezüglich der Gefährdung für unser Trinkwasser sind dabei besonders die Themen Mikroplastik und Chemikalien wie Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS). Außerdem darf der Einfluss von Plastikprodukten wie Einwegflaschen nicht außer Acht gelassen werden.

Um zu erfahren, wie der derzeitige Stand ist, wie die Zukunft aussehen könnte und was wir dafür tun können,  haben wir vier Expert*innen aus der Zivilgesellschaft, Verwaltung und Wissenschaft für eine Diskussion eingeladen.

Dabei waren:

Dr. Silvia Pleschka, Chemikalienexpertin für Women Engage for a Common Future (WECF)

Jochen Kuckelkorn, Fachgebietsleiter II 3.6 – Toxikologie des Trink- und Badbeckenwassers im Umweltbundesamt (UBA)

Dr. Katrin Wendt-Potthoff, Abteilung Seenforschung im Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

Prof. Dr Anja Hentschel, Professorin für Umwelt- und Energierecht an der Hochschule Darmstadt

Wie wichtig es ist über diese Thematik zu sprechen wurde auch bei der Umfrage mit allen Teilnehmer*innen des Tap Talks klar. Auf die Frage: Wie siehst du die Zukunft der Wasserqualität in Deutschland antworteten 43% mit „kritisch“.

 

Hier nochmal ein paar Aspekte des Tap Talks zusammengefasst:

Kunststoff beeinträchtigt die Umwelt und die Lebewesen während seines gesamten Lebenszyklus. Für die Herstellung von Kunststoff werden enorme Mengen an Öl und Gas verbraucht. Darüber hinaus enthalten Kunststoffprodukte chemische Zusätze, die oft negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit haben. Es gibt keinen geschlossenen Recyclingkreislauf, da immer ein gewisser Prozentsatz des Materials im Recyclingprozess verloren geht. Außerdem kommt es in der Regel zum so genannten Downcycling, d. h. die Produkte werden in minderwertige Produkte umgewandelt. So werden beispielsweise nur etwa 40 % der recycelten PET-Flaschen wieder zu PET-Flaschen. Es gibt auch immer mehr Hinweise darauf, dass sich Schadstoffe aus Kunststoffprodukten im Recyclingprozess anreichern können.

Die Verbraucher*innen sind über diese Aspekte nicht ausreichend informiert, und gesetzliche Regelungen sind (noch) nicht ausreichend etabliert. Die Gesetzgebung ist derzeit eher reaktiv als aktiv – was auch mit einem Mangel an soliden Informationen (für die politischen Entscheidungsträger*innen) zusammenhängt – und die Verfahren sind oft sehr langwierig.

Ein Beispiel ist Mikroplastik. Das Vorhandensein winziger Kunststoffpartikel (Mikro- (<5mm) oder Nanokunststoffe (<1000nm)) in der Umwelt und auch im Körper lebender Organismen ist allgemein bekannt. Die Stoffe, die an ihnen haften oder in ihnen enthalten sind, gelten derzeit als die größte Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Ökosystem. Die Messung des Gehalts an Mikroplastikpartikeln (z. B. im Wasser) ist jedoch schwierig und auch teuer, weshalb die Gesetzgebung in diesem Bereich sehr langsam und schwierig ist. Die (neue) deutsche Trinkwasserverordnung regelt den Gehalt vieler Schadstoffe und in Zukunft soll auch der Mikroplastikgehalt in Trinkwasser gemessen und dessen Wirkung beobachtet werden.

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) sind ebenfalls vom Menschen hergestellte und inzwischen allgegenwärtige Stoffe. Für einige Verbindungen aus dieser Gruppe wurden schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt nachgewiesen, und sie wurden entsprechend verboten. Weitere Regulierungen sind im Gange. Deutschland, die Niederlande, Dänemark, Norwegen und Schweden arbeiten gemeinsam daran, die gesamte Stoffgruppe der PFAS weiter einzuschränken. Der Vorschlag wurde im Februar 2023 von der Europäischen Chemikalienagentur ECHA veröffentlicht. Die neue deutsche Trinkwasserverordnung legt konkrete Grenzwerte für PFAs fest, die ab 2026 bzw. 2028 gelten werden

 

Fazit:

  • Die Vermeidung von Plastik muss an erster Stelle stehen – nach dem Prinzip „reduce, reuse, recycle“, nur so kann verhindert werden, dass Schadstoffe und Mikroplastik in die Umwelt und den Körper gelangen.
  • Unser Trinkwasser ist derzeit sicher, aber es muss ständig daran gearbeitet und geforscht werden, um es nachhaltig zu schützen.
  • Es müssen ambitionierte Gesetze erlassen werden, um die Plastikkrise zu stoppen und die Umwelt und die Gesundheit vor ihren Auswirkungen zu schützen.

 

Entsprechend ist es wichtig informiert und aktiv zu bleiben!

Mehr Infos findet ihr in unserer Tap-Talk Präsentation, die auch Links zu weiteren Informationen und Berichten enthält, die von uns und unseren Gästen zusammengestellt wurden.

Schaut euch auch gerne die Aufnahme des spannenden Tap Talks an!

 

Dieser Tap Talk wurde im Rahmen des Bündis Exit Plastik veranstaltet. Exit Plastik setzt sich für Wege aus der  Plastik Krise ein. A tip: tap ist aktives Mitglied des Bündnisses.